Warum beißt, knurrt und bellt mein Hund? Hilfreiche Tipps für aggressive Hunde
Wenn dein Hund bellt, knurrt oder sogar beißt, dann kann es sich um aggressives Verhalten beim Hund handeln. Um Verletzungen bei Mensch oder Tier zu vermeiden, sollte aggressives Verhalten beim Hund grundsätzlich ernst genommen werden.
Meist ist der Hund nicht generell aggressiv (hier muss ein Hundetrainer mit einbezogen werden), sondern nur in bestimmten Situationen.
Dieser Artikel dient als Orientierungshilfe und erleichtert euch die Entscheidung, ob ihr professionelle Hilfe annehmen wollt oder solltet.
INHALTSVERZEICHNIS
- Aggressives Verhalten erkennen
- Ursachen des Verhaltens
- Futterneid
- Falsche Führung
- Hund passt nicht
- Leinenaggression
- Ungeeignete Trainingsmethoden
- Ursachen ausserhalb der Erziehung
- Jagdverhalten
- Wach- & Schutztrieb
- Prägung als Welpe
- Traumata
- Hormonelle Einflüsse
- Fütterung
- Generelle Krankheit
- Neurologische Erkrankungen
- Schock
- Angst oder Unsicherheit
- Schlechte Haltung
- Scharfmachen
- Besonderes Aggressive Rassen
- Hund darf Grenzen mitteilen
- Verhalten im Ausnahme Zustand
- Was kann ich tun?
- Wann soll ich mit Hilfe holen?
- Fazit
1. Woran erkennt man eine aggressive Verhaltensweise?
Warnsignale sind enorm wichtig und gehören zur gesunden Hundekommunikation dazu. Das bedeutet, dass nicht gleich jedes bellen oder knurren eine Form von aggressivem Verhalten sein muss. Denn es ist es stark situationsabhängig, ob du dieses Verhalten dulden solltest oder nicht.
Mögliche Warnsignale und Körpersprache zum Thema aggressive Verhaltensweise beim Hund sind wie folgt:
- Ohren anlegen
- Zähne fletschen
- Lefzen hochziehen
- knurren
- bellen
- gesträubtes Fell
- Rute aufstellen
- starre Körperhaltung
- Kopf auflegen und körperlich bedrängen
- Drohfixieren und Umkreisen des „Gegners“
- in die Luft oder nah an den Körper schnappen
- Scheinattacken
- Imponiergehabe
Beißen ist häufig die letzte Stufe der Abwehr und viele der oben genannten Signale werden zuerst ausgesendet, nur leider häufig übersehen.
Aber gerade diese gilt es zu Erkennen, um einerseits Schlimmeres zu verhindern und andererseits Ursachen bzw. Situationen für aggressives Verhalten beim Hund ausfindig zu machen.
Nebenbei: Es gibt auch einige Hunde, die uns „angrinsen“ – sie freuen sich über uns und zeigen dies unter anderem in einem Heben der Lefzen und somit deutlichem Zähne zeigen.
Die Unterscheidung ist eindeutig, die Hunde wedeln dabei meist mit dem Schwanz und zeigen eine unterwürfige, geduckte Körperhaltung.
Es wird vermutet, dass unsere Doggos sich dies im Laufe der Zeit von uns Menschen abgeguckt haben.
2. Welche Ursachen kommen in Frage?
Aggression beim Hund ist ursprünglich eine überlebenswichtige Verhaltensweise des Hundes.
Diese dient der Verteidigung von Ressourcen und Rudelmitgliedern.
I. Futterneid
Manche ehemaligen Straßenhunde oder Hunde aus schlechter Haltung zeigen extreme Aggression, wenn es ums Fressen geht. Sie müssen erst lernen, dass sie von nun an keine Sorge mehr um einen leeren Bauch haben müssen.
Wenn dein Hund kein Straßenhund ist und dennoch aggressives Verhalten gegenüber Futter zeigt, dann können die Ursachen vielfältig sein und professionelle Hilfe zur Aufklärung ist anzuraten.
II. Falsche Führung des Halters
Die häufigste Ursache für aggressives Verhalten beim Hund liegt an der falschen Führung durch den Halter (meist durch Unwissenheit) oder schlechte Erfahrungen (dazu mehr weiter unten).
Jegliche Unsicherheit, Nervosität oder Unruhe überträgt sich auch auf unsere Doggos – das kann sich auf Dauer in Aggressionsverhalten äußern.
Ein Hund bedeutet Verantwortung und dazu gehört Erziehung mit Liebe, klaren Regeln und Konsequenz.
Lässt man seinen Hund auf Grund von Passivität oder Bequemlichkeit machen was er will, wird sich das früher oder später rächen.
Dann bekommt der Hund plötzlich Ärger und versteht die Welt erst recht nicht mehr.
III. Hund passt nicht zu mir
Ebenso ist manchen Haltern erst später oder gar nicht bewusst, welche Bedürfnisse ihre Hunderasse hat und der Hund wurde rein „nach Aussehen“ gekauft. Später sind sie dann völlig überfordert mit den Ansprüchen ihres Hundes. Denn manch ein Hund braucht mehr aktive Beschäftigung als andere. Bei manchen Hunden kann es aus Langeweile heraus dazu kommen, dass sie aggressives Verhalten, wie bellen und knurren zeigen.
Ebenso sollte man seinem Hund zumindest in etwa körperlich gewachsen sein.
IV. Leinenaggression
Vielen Hundehaltern bekannt ist die „Leinenaggression“.
Durch Ziehen oder übertriebenes Festhalten der Leine (Unsicherheit und Angst des Besitzers) beim Begegnen eines anderen Hundes signalisieren wir unserem Hund ganz klar: Achtung, hier stimmt was nicht! – er reagiert in Folge dessen angespannt oder sogar aggressiv. Das Bellen an der Leine, wenn ein anderer Hund kommt, kann auch dadurch entstanden sein.
Zudem haben die Hunde an der Leine kaum Möglichkeit auszuweichen und gehen daher manchmal „nach vorn“, auch ohne direkte Stimulation durch den Halter.
Zusätzliches Schimpfen steigert das Ganze noch weiter, denn dies versetzt den Hund in noch mehr Stress.
Einzig ein klares „Nein!“ kann manchmal Ruhe erzielen.
Begegnen sich die selben Hunde ohne Leine an einem „neutralen“ Ort (nicht im eigenen Territorium) und greift der Halter nicht verbal ein, stellt man häufig fest, dass die Hunde ihre Differenzen kurz klären und dann entweder seiner Wege gehen oder sogar miteinander spielen.
In wenigen Fällen kommt es zu wirklich schweren Beißvorfällen.
V. Ungeeignete Trainingsmethoden
Ebenso negativ wirken sich ungeeignete Trainingsmethoden aus (beispielsweise brutale Erziehungsmethoden, welche nicht auf die Hund-Halter-Beziehung setzen, sondern auf absolute Dominanz und Einschüchterung – dies führt weiter in die Abwärtsspirale…)
Reagieren wir dann in der entsprechende Situation falsch, kommt es häufig zur Verstärkung des negativen Verhaltens.
Was bedeutet das?
Verhält sich Dein Hund aggressiv, bellt und knurrt viel, so solltest Du nicht versuchen, ihm gut zuzureden, ihn mit Leckerlies zu besänftigen oder zu streicheln.
Der Hund wird dies dann als Lob für sein schlechtes Benehmen interpretieren.
Viel wirksamer ist die „positive Verstärkung“, das bedeutet Loben für gutes Verhalten im richtigen Moment. Besonders dann, wenn der Hund ruhig und entspannt bleibt.
Sprich mit Deinem Hund selbstbewusst und selbstsicher.
VI. Ursachen außerhalb der Erziehung
Hier ist Deine Beobachtungsgabe gefragt: In welcher Situation kommt es zum aggressiven Verhalten, wann reagiert Dein Hund besonders stark?
VII. Jagdverhalten
Der Jagdinstinkt wird durch sich schnell bewegende Objekte oder Personen geweckt. Dazu gehören leider häufig Radfahrer, Jogger oder auch Kinder, die als Beute angesehen werden.
Wenn dein Hund zu einem starken Jagdinstinkt neigt, dann empfiehlt es sich eventuell auch professionelle Hilfe zu holen, um ein angemessenes Training deines Hundes voranzutreiben. Denn häufig kann das richtige Rückruftraining schon dabei helfen deinen Hund in solchen Situationen gut unter Kontrolle zu bekommen.
VIII. Starker Wach- oder Schutztrieb
Bestimmte Rassen sind genau dafür gezüchtet worden. Werden diese Hunde nicht entsprechend eingesetzt und erzogen, kann dies schnell gefährlich werden.
IX. Prägung im Welpenalter
Das Welpenalter ist für die Prägung (Gestaltung und Entwicklung des Charakters) die bedeutendste Phase. Manche Dinge lassen sich später durch intensives Training verändern, andere sind zu fest „eingebrannt“.
Dazu gehören auch mangelnde Sozialisierung (Umgang mit anderen Tieren oder Menschen) und schwere Erziehungsfehler.
Daher sollte ein Welpe, ohne ihn zu überfordern, möglichst vieles kennenlernen.
Dazu gehören unter anderem Menschenansammlungen, Autos, Busfahren, Kinder und andere Tiere.
Wen dein Hund im Welpenalter nicht genügend sozialisiert wurde und häufig aggressiv wird, dann solltest du auch hier einen Hundetrainer zur Hilfe holen.
X. Traumatische Erlebnisse
Jegliches Trauma durch eine Schocksituation kann verändernd auf die nächste Reaktion Deines Hundes wirken.
Gerade bei Tierheimhunden lässt sich dies häufig nicht mehr rekonstruieren und man muss anhand des generellen Verhaltens überlegen, wo das ursächliche Problem des Hundes liegen könnte.
XI. Hormonelle Einflüsse
Der Klassiker: der aggressive Rüde soll kastriert werden. Dann wird das schon aufhören.
Leider trifft dies nur in manchen Fällen zu, denn eine Kastration ersetzt keine gute Erziehung!
Ist allerdings verhaltenstherapeutisch schon viel versucht, kann dies in Erwägung gezogen werden.
Auch unkastrierte Hündinnen zeigen teils eine Art „zyklische“ Aggressivität gegenüber anderen Hunden.
Man kann versuchen, in besonders heiklen Phasen Hundetreffen zu umgehen.
XII. Fütterung
Studien zeigen, dass eine stark eiweißreiche (proteinreiche) Fütterung aggressives Verhalten bestärken kann. Als alleiniger Auslöser ist dies aber nicht anzusehen.
XIII. Generelle Krankheit
Akuter oder lang anhaltender Schmerz oder Juckreiz kann selbst den liebsten aller Doggos irgendwann zermürben und sein Nervenkostüm schwächen.
Es sollte dringend Rücksprache mit dem Tierarzt über die Gabe von Schmerzmitteln oder entsprechenden Medikamenten gehalten werden.
Ebenso bildet sich, wie auch beim Menschen, manchmal ein sogenanntes „Schmerzgedächtnis“ – der Hund hat zwar keinen Schmerz mehr, jedoch besteht weiterhin starke Angst davor.
Vor allem mit viel Geduld und mit der Zeit kann dies manchmal, aber nicht immer, wieder verringert werden.
Auch organische Ursachen wie beispielsweise die (subklinische) Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) können den Hund schneller reizbar machen.
XIV. Neurologische Erkrankungen, die zu Aggression führen können
Erkrankungen des Gehirns, z.B. ein Gehirntumor sind möglich, jedoch eher selten.
Die Tollwut ist in Deutschland offiziell ausgerottet. Die wenigen Tollwutfälle, dies es gibt, stammen zum jetzigen Zeitpunkt ausnahmslos von illegal importierten Hunden aus dem Ausland.
Die Aujeszkysche Krankheit (Pseudowut) ähnelt von den Symptomen her stark der Tollwut und kommt ebenso sehr selten, vor allem bei Jagdhunden, vor.
XV. Schock
Steht Dein Hund unter Schock, beispielsweise durch einen Unfall, ist bei der Hilfe auch Vorsicht geboten, denn manche Tiere beißen wild um sich (daher möglichst erst Maul verbinden und dann das Tier anfassen oder hochheben).
XVI. Angst oder Unsicherheit
Eine der häufigsten Ursachen für Aggression. Das Problem liegt dabei meist am „anderen Ende der Leine“ – ein Hund braucht eine klare und sichere Führung.
Ebenso führt eine isolierte oder reizarme Aufzucht zu Angst – der Hund kennt etwas nicht und je nach Charakter verteidigt er sich lieber in der auslösenden Situation.
Niemals sollte der Hund gezwungen werden, sich von fremden Menschen anfassen zu lassen. Ebenso fühlen sich viele Hunde durch das Anfassen „von oben“ bedroht.
XVII. Schlechte Haltung
Mangelnde Bewegung oder fehlende mentale Stimulation („Kopfarbeit“, bei manchen Rassen sehr wichtig zur Auslastung), keine Rückzugsmöglichkeiten oder sonstige Haltungsfehler führen zu einem unausgelasteten oder überforderten Hund.
Ebenso haben diese Hunde häufig mangelnde Erfahrung im Alltag und reagieren auf Ungewohntes aggressiv.
XVIII. Gezieltes „Scharfmachen“
Ist eine gewollte, antrainierte Aggression des Hundes gegenüber Menschen.
3. Gibt es sie nun oder nicht – die „besonders aggressiven“ Rassen?
Das Verhalten ist immer ein Produkt aus genetischer Veranlagung und den äußeren Einflüssen (Erfahrungen, Erziehung, körperlicher Zustand).
Das bedeutet, kein Hund kommt aggressiv auf die Welt und ebenso kann jeder Hund, egal welcher Rasse, auf Grund einer der unter 2. genannten Gründe aggressiv werden.
Heute sind sich die Experten einig: Die sogenannten „Listenhunde“ oder „Kampfhunde“ sind nicht per se gefährlicher!
In den richtigen Händen sind diese meist mehr Kampfschmuser als alles andere.
Läuft in ihrer Erziehung allerdings viel schief und äußert sich dies dann noch in aggressivem Verhalten, stellen diese Hunderassen auf Grund ihrer enormen Beißkraft eine große Gefahr für ihre Umgebung dar.
Auch Hütehunde, die ihrer „Arbeit“ nicht nachgehen können oder dürfen, reagieren teils aggressiv oder beißen/zwicken in die Beine.
Ein Zeichen von völliger Unterforderung, diese Tiere brauchen eine Aufgabe.
Kleine Hunde sind auch für ihr häufig bellendes bis schnappendes Verhalten bekannt.
Auf Grund ihrer Größe sind sie oft unsicher.
Was aber noch viel mehr ausmacht ist die meist falsche Behandlung dieser Hunde.
Ein Chihuhua ist im Kopf genau so ein Hund wie ein großer Artgenosse. Dies wird häufig vergessen und somit die Erziehung vernachlässigt und der Hund dafür umso mehr verhätschelt.
Für den Hund selbst ist das alles andere als gut, er leidet darunter und wird zu einem unsicheren Tier herangezogen.
Zuletzt: Die sogenannten „Problemhunde“ haben häufig (eigentlich immer) eine lange, traumatische Vorgeschichte, die in den Medien jedoch selten Beachtung findet.
4. In welchen Situationen darf mein Hund abweisend reagieren?
Ein Hund hat das Recht, seine Grenzen mitzuteilen.
Dies darf sich in Warnsignalen äußern, sollte aber dabei bleiben und niemals zum Biss führen.
Werden die Grenzen des Hundes über längere Dauer nicht respektiert, kann es durchaus zum Beißen kommen (aus Sicht des Hundes verständlich).
Eins sollte uns bewusst sein: Das Verhalten unseres Hundes liegt immer in unserer Verantwortung!
Einige Beispiele für berechtigtes Abwehrverhalten:
- Eine läufige Hündin wird bedrängt und schnappt den Rüden weg.
- Eine Welpe kann einen erwachsenen Hund manchmal ganz schön nerven. Dieser darf den Welpen ruhig, in angemessener Weise, in die Schranken weisen (dies ist auch Teil einer guten Erziehung, der Welpe lernt dabei, dass es Grenzen anderer gibt).
- Ein ängstlicher Hund wird ohne Vorwarnung von einem fremden Menschen angefasst. Er darf signalisieren, dass er sich unwohl fühlt.
- Ein Mensch bedrängt oder überfällt einen anderen Menschen. Der Hund verteidigt und beschützt seinen Besitzer durch wegbellen und schnappen.
- Ein Hund ist sehr müde oder liegt auf seinem Platz und kaut einen Knochen. Er darf einem anderen Hund durch knurren sagen, dass er nicht zu Nahe kommen soll.
Dazu ist zu sagen, dass die Meinungen unter Hundehaltern bei dem, was der Hund darf und was nicht, teils stark auseinandergehen.
Was (aus Hundesicht) eigentlich völlig in Ordnung ist, führt bei manch einem Halter gegenüber zu absolutem Unverständnis.
Wenn reden untereinander nicht hilft, sollte man sich in Zukunft aus dem Weg gehen.
5. Wie soll ich mich verhalten, wenn ein Hund mich bedroht oder meinen Hund beißt?
Das wichtigste: Ruhe bewahren und nicht wegrennen (der Hund ist sowieso schneller)!
Den Blick senken, sich in langsamen Bewegungen vom Tier entfernen und den eigenen Kopf und Körper vom Hund abwenden.
Keine hektischen Bewegungen oder mit den Armen winken („herumfuchteln“). Das macht alles noch schlimmer.
Bei Beißversuchen halte möglichst einen Gegenstand schützend vor Dich, in den das Tier sich verbeißen kann.
Sollte Dein Hund in eine Beißerei verwickelt sein, hilft es manchmal, Wasser über die Hunde zu schütten und diese in diesem Schockmoment auseinanderzureißen.
Ebenso soll es manchmal helfen, wenn der Besitzer des angreifenden Hundes wegrennt, um seinen Hund so zu sich zu locken.
Oftmals ist man aber eher in einer machtlosen Situation. Die Doggos bekommen um sich herum nichts mehr mit.
Auf Grund der hohen Verletzungsgefahr wird geraten, niemals reinzugreifen – in der Realität sieht dies jedoch häufig anders aus und kann auch das letzte Mittel sein, um ein Hundeleben zu retten.
6. Was kann ich tun, wenn mein Hund aggressiv ist?
Dein Doggo muss verstehen, was Du von ihm möchtest.
Eindeutige Signale, wenige und kurze Worte beim Training und dies mit Konsequenz und Lob im richtigen Moment.
So vermittelst du Deinem Hund einen Rahmen, was geht und was nicht erlaubt ist und somit Sicherheit.
I. Allgemein
Ein Hund sollte möglichst vom Welpenalter an lernen, wie weit er gehen kann.
Das spielerische Beißen ohne Verletzen kannst Du wunderbar üben.
Dabei lernt Dein Hund wann und dass er loslassen muss, wenn du es ihm sagst. Ebenso, wann er zu fest beißt (deutliches Aua! ausrufen).
Ebenso sollte das Maulkorbtraining frühzeitig geübt werden (später manchmal nötig für den Gang zum Tierarzt, Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Probleme mit anderen Hunden oder Menschen).
Achte darauf, ob Dein Hund, bevor er deutlich aggressiv wird, andere Anzeichen zeigt.
Viele Hunden ist die Flucht lieber, aber nicht möglich (Leine!). Ihnen bleibt aus Ihrer Sicht nur noch der Angriff als letzte Möglichkeit in einer negativen Situation.
Wichtig: Dein Hund darf gewisse Anzeichen zeigen, denn sie gehören zur Körpersprache dazu! Zeigt der Hund Drohverhalten, geht aber nicht weiter, ist die nicht unbedingt falsch.
Wird er nämlich dafür gerügt, kann es passieren, dass er dieses Verhalten lässt (weil er nicht darf) und beim nächsten Mal gleich zubeißt.
II. Was kann ich im Alltag tun?
Beobachte Deinen Hund genau (die Hundekommunikation ist sehr fein), hier ein paar Hilfestellungen:
- Was ist der Auslöser für seine Aggression?
- Welches Verhalten zeigt Dein Hund?
- Wie reagierst Du in diesem Moment?
- Wie sieht die andere Person aus und wie verhält sie sich? (wenn er sich gegenüber Menschen aggressiv verhält)
- Gab es Veränderungen in der Familie oder im Leben des Hundes?
- Hat er ein besonderes Erlebnis gehabt, was ihm Angst macht?
Jeder Kleinigkeit solltest Du Beachtung schenken.
Du kannst auch eine Art Tagebuch führen, so geht keine Beobachtung verloren.
III. Schleppleine
Diese besonders lange Leine ermöglicht Deinem Hund Bewegungsfreiheit, welche jedoch unter Deiner ständigen Kontrolle ist.
Anzuraten, solange ein Verhaltensproblem andauert.
IV. Vermeiden der auslösenden Situationen
Solange das Problem noch nicht professionell angegangen wird, solltest Du versuchen, entsprechende Momente zu vermeiden. So wird zumindest nichts verschlimmert.
Hast Du mehrere Hunde, wird schlechtes Verhalten im Rudel häufig verstärkt.
Getrennte Spaziergänge können lästig, aber hilfreich sein.
V. Maulkorb
Beißt Dein Hund ohne Vorwarnung zu, hatte schon mehrere Beißvorfälle oder ist ansonsten gefährlich, sollte er grundsätzlich nicht mehr ohne Beißkorb ausgeführt werden.
Damit das Anlegen des Maulkorbs nicht zum zusätzlichen Stressfaktor wird, solltest Du es dringend Trainieren und eine positive Verknüpfung zum Maulkorb schaffen (Leckerlies und viel Lob)
VI. Unterbrechung des Spiels
Bei manchen Hunden „kippt“ die Stimmung beim Spiel manchmal ab einem gewissen Punkt.
Mit der Zeit wirst Du rausbekommen, wo bei Deinem Hund dieser Punkt liegt, dort solltest du eingreifen und das Spiel beenden.
VII: Homöopathie/Bachblüten/Akupunktur
Vor allem bei angespannten, ängstlichen und überreizten Hunden.
VIII. Kastration
Steht die Aggressivität vermutlich in Zusammenhang mit dem hormonellen Einfluss, kann eine Kastration in Erwägung gezogen werden.
Bei Rüden gibt es auch die Möglichkeit, es zunächst mit der sogenannten „chemischen“ Kastration oder der Implantation eines Kastrations-Chips zu versuchen.
Es gibt auch vermehrt Berichte von Hundehaltern, dass ihre Hündin (vor allem etwas ältere) nach der Kastration wieder ausgeglichener, fröhlicher und lebendiger geworden ist.
IX. Stressabbau
Dazu gibt es diverse Möglichkeiten, unter anderem:
- langlebige Kauknochen und Kauspielzeuge
- ausgiebiges Spielen und mentale Beschäftigung (bei manchen Rassen besonders wichtig)
- Ausruhen! Manche Hunde sind immer „auf 180“ diese brauchen klare Ruhezeiten. Die
- Schaffung eines geeigneten Ortes in Deinem zu Hause ist die beste Grundlage.
- Persönliche Situation hinterfragen – übertrage ich meine Anspannung auf meinen Hund?
- Ruhige Spaziergänge
X. Medikamente/Nahrungsergänzung
Es gibt eine Menge von Nahrungsergänzungsmitteln, die eine zusätzliche Unterstützung beim Training darstellen können. Speziell für das Training haben wir auch unsere gesunden Trainingsleckerlis entwickelt.
Relax Time hilft deinem Hund zu entspannen. Dieser Snack, der unter anderem Baldrian und L-Tryptophan enthält, wird bei Unruhe und Anspannung verwendet. Denn ätherische Öle im Baldrian und das L-Tryptophan, das eine Vorstufe von Serotonin ist, wirken beruhigend und stimmungsaufhellend. Außerdem können sie dabei helfen, destruktives Verhalten bei aggressiven oder nervösen Hunden mit der Zeit einzudämmen. Probier’s jetzt aus!
XI. Ernährung
Bespreche mit einem Ernährungsberater oder Deinem Tierarzt, ob der Eiweissgehalt Deines Hundefutters zu hoch sein könnte und stelle entsprechend um.
XII. Hundeschule/Hundetrainer
Es ist absolut kein Beinbruch, sich Hilfe von einem Experten zu holen. Im Gegenteil!
Es zeigt vielmehr, dass du ein Problem erkannt hast, für das Du Verantwortung übernimmst.
Gerade das Thema Aggression sollte dringend angegangen werden, dies kann unter Umständen Leben retten.
„Standardmethoden“ der Erziehung führen auf Grund der individuellen Vorgeschichte leider häufig nicht zum Erfolg.
7. Wann sollte ich mir professionelle Hilfe suchen?
Generell gilt: früh genug Unterstützung vom Profi holen.
Das verhindert Schlimmeres und weitere gefährliche Verhaltensweisen werden gar nicht erst erlernt oder manifestieren sich.
Kontaktiere dringend einen Experten, wenn Du Dich in einer der folgenden Situationen befindest:
- Du bist mit Deinem Hund stark überfordert
- Du hast Angst vor Deinem eigenen Hund
- Dein Hund hat (scheinbar grundlos) einen Menschen gebissen
- bei Differenzen mit anderen Hunden wiederholtes Beißen
- geringe Reizschwelle: dein Hund beißt schnell zu und lässt nicht mehr ab/„reinsteigern“
- plötzliches aggressives Verhalten (Schmerzen?)
- der Hund ist aggressiv zum Halter oder Familienmitgliedern
- grundsätzlich gefährliches Bedrohen, was zu beißen führen könnte
Zudem sollte eine eingehende körperliche Untersuchung von deinem Tierarzt erfolgen, um mögliche medizinische Ursachen auszuschließen.
I. Wie erkenne ich einen guten Hundetrainer?
Einen guten Verhaltenstherapeuten oder Trainer erkennst Du unter anderem an seiner Erfahrung und Ausbildung (Lebenslauf), an Erfolgen bei Hunden mit einer ähnlichen Problematik und über Empfehlungen von Bekannten oder Deinem Tierarzt.
Ein guter Hundetrainer arbeitet nicht ausschließlich mit Deinem Hund sondern vor allem mit euch beiden als „Gespann“ – eine gute Mensch-Hund-Beziehung ist schließlich Voraussetzung für einen Trainingserfolg.
II. Umgang mit Kindern
Ein abschließender, aber sehr wichtiger Hinweis in Bezug auf den Umgang mit Kindern.
Der Satz „mit meinem Hund können sie alles machen“ bzw. „der lässt sich alles gefallen“, ist mit Vorsicht zu genießen.
Nur weil dem so ist, heißt es nicht, dass Dein Hund keine Grenzen hat, ab wann ihn etwas stört (diese Grenzen hat jeder!). Es bedeutet zunächst lediglich, dass er keine offensichtlichen Stresssignale aussendet bzw. weiß, dass er es nicht darf.
Lässt man Kinder also alles unendlich lange mit dem Hund machen und dieser hat keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen oder darf keine Abwehrsignale zeigen, kann es passieren, dass er irgendwann doch zubeißt.
8. Fazit
Mit viel Geduld, Liebe und der richtigen Erziehung lässt sich so häufig noch einiges begradigen und das Zusammenleben mit Deinem Hund macht wieder mehr Spaß.
Ich wünsche Dir oder Euch als Familie viel Kraft und Geduld bei dieser zugegebenermaßen anspruchsvollen Aufgabe.
Wenn du mehr über das Thema "Angst & Stress" beim Hund erfahren möchtest, dann schau dir doch auch noch unsere anderen Blogs passend zum Thema an! "Stress und Angst beim Hund vermeiden", "3 Gründe für Stress beim Hund", "Top 5 Tipps gegen Stress und Angst beim Hund"